Frage 17

... mehr als bunte Säulen und goldene Kugeln

Warum produzieren nicht alle Bahnhofsdächer Solarstrom?

Zum Konzept Bahnhof 2000 gehörte die Teil Rail & Sun. Also die Idee, die Dächer der Bahnhofsgebäude und der Bahnsteige zu Solarkraftwerken zu machen.  Dieses Vorhaben konnten wir in Uelzen sogar zügig umsetzen. Stephan Kohler, später wurde er Chef der Deutschen Energieagentur, leitete seinerzeit die Niedersächsische Energieagentur. Er unterstützte das Konzept nicht nur verbal, sondern auch finanziell. So konnten die Stadtwerke Uelzen im Jahr 1997 Norddeutschlands größte Fotovoltaik-Anlage auf dem Bahnhofsdach in Uelzen in Betrieb nehmen. Zur Einweihung erschien DB-Vorstand Martin Lepper persönlich. Für das Projekt Bahnhof 2000 ein gewaltiger Schub. Lepper ließ prüfen, ob Solardächer auch auf anderen Bahnhöfen eine Lösung sein konnte. Er lud zu einer Fachrunde in die Präsidentenlounge des Niedersächsischen Landtages ein. Es erschien eine vielköpfige Armada von Energie- und Architekturexperten. Der Tenor war einhellig: Fotovoltaik ist ein Irrweg der Stromstromproduktion und wird in Deutschland nie eine Relevanz haben. Es wurden Szenarien von herumfliegenden Kupferpartikeln aus den Oberleitungen gemalt. Lepper, der gerade auch mit dem Bau des Glasdaches  am Berliner Hauptbahnhof beschäftigt war nahm offensichtlich Abschied von seinen Solarplänen. Einzelne Alibimodule sieht man allerdings doch im imposanten Berliner Bahnhofsdach.  Wir freuten uns, dass wir ohne Expertenrat einfach schon mal in Uelzen gebaut hatten.
Noch immer ist es verwunderlich, dass so selten auf Bahnhofsdächer Fotovoltaik-Anlagen integriert werden.  Eine Ausnahme ist der Bahnhof in der Lutherstadt Wittenberg. Dort wurde übrigens das zweite Hundertwasser-EXPO Projekt errichtet: das Luther-Melanchton-Gymnasium.

https://www.allianz-pro-schiene.de/wettbewerbe/bahnhof-des-jahres/bahnhof-lutherstadt-wittenberg/

https://www.pv-magazine.de/2009/10/08/kein-volldampf/